Juni 2010 Umweltbrief.org Würde und Rechte der Erde _________________________ Unsere Erde hat eine Würde, und sie hat Rechte. Höchste Zeit, ihren Subjektstatus anzuerkennen! So lautete eine der Hauptforderungen des bolivianischen Präsidenten Evo Morales beim Weltklimagipfel, der im April in Cochabamba stattfand. Damit vertritt er eine relativ neue Sichtweise. Als Rechtssubjekt mit einer Würde betrachtet zu werden war bisher der ihrer selbst bewussten, intelligenten Spezies Mensch vorbehalten. Bis heute herrscht die anthropozentrische Sichtweise vor, niemand außer uns Menschen besitze eine Würde. Wir neigen dazu, zu vergessen, dass wir nur Teil eines großen Ganzen sind. Wir sind ein Teil des Universums, und dass der Geist in uns ist, beweist, dass er sich zuvor im Universum befunden hat. Die Erde ist ein Moment innerhalb der Entwicklungsgeschichte des Kosmos, das Leben ein Moment in der Entwicklungsgeschichte der Erde und das menschliche Leben ein weiterer Moment in der Entwicklungsgeschichte des Lebens. Deshalb können wir zu Recht sagen: Innerhalb der Entwicklungsgeschichte der Erde repräsentiert der Mensch den Moment, in dem die Erde anfängt, ein Bewusstsein zu entwickeln, zu fühlen, zu denken und zu lieben. Wir sind der Teil der Erde, der von Bewusstsein und Intelligenz geprägt ist. Daher darf unsere Erde nicht Opfer einer Aggression werden, die im Namen so genannter zivilisatorischer Bestrebungen ihre systematische Ausbeutung und Plünderung vorantreibt, sie einfach als ein Ding ohne eigene Intelligenz betrachtet, ihren Wert missachtet und ihr den Respekt verwehrt, nur um die Akkumulation materieller Werte voranzutreiben. Ein Tribunal soll jede Verletzung ihrer Würde ahnden und über die Abholzung von Wäldern, die Verschmutzung der Meere und die Zerstörung ihrer Ökosysteme richten, die für den Erhalt des Klimas und des Lebens auf der Erde notwendig sind. Einstein, Bohr und Heisenberg gingen davon aus, dass alles, was uns umgibt, Energie unterschiedlicher Dichte sei. Die Materie selbst ist hochgradig interaktive Energie. Alle Materie, einschließlich Hadronen und Top-Quarks, besitzt nicht nur Masse und Energie. Alle Lebewesen sind außerdem Informationsträger. Zwischen ihnen bilden sich Vernetzungen und Querverbindungen, aus denen sich Entwicklungen ergeben, wobei die Lebewesen die Informationen über diese Verbindungen in sich tragen. Diese Verbindungen bringen unterschiedliche Subjektstadien und verschiedene geschichtliche Ebenen hervor. Die Erde mit ihrer über vier Millionen Jahre alten Existenz trägt die Erinnerung an ihre eigene Evolutionsgeschichte in sich. Das Erinnern ihrer eigenen Geschichte verleiht ihr Subjektstatus und macht sie zum Rechtssubjekt. http://www.npla.de/de/poonal/2832-wuerde-und-rechte-der-mutter-erde http://www.oekom.de/fileadmin/diverses/Verlagsprogramm_2010.pdf#page=11