Oktober 2009 Umweltbrief.org Verantwortlich produzieren und konsumieren __________________________________________ Die dringendsten Umweltprobleme sind "Overshoot" - der Raubbau an unseren natürlichen Lebensgrundlagen, der vor allem auf vier Triebkräfte zurückgeht: das schmutzige Wachstum der Wirtschaft, die anhaltende Bevölkerungszunahme, umweltschädigende Technologien und ökologisch defizitäre Institutionen. Die Folge sind globale Umweltprobleme wie Klimazerstörung, Biodiversitätsverlust, Waldverlust, Wasserknappheit und allgemeine Vergiftung. Ein Kennzeichen der Globalisierung der Märkte sind massive, durch Unternehmen erzeugte soziale, kulturelle und ökologische Missstände und externalisierte Lasten, die eine nachhaltige Entwicklung gefährden und bisher keine ausreichende Regelung gefunden haben. Markante Ausprägungen sind rücksichtsloser Arbeitsplatzabbau, ausbeuterische Kinderarbeit, Risiken für Weltklima und Biodiversität, um nur einige Beispiele aus einem großen Spektrum zu nennen. Die zunehmende Vernichtung des Naturerbes wird künftige Generationen noch mehr betreffen als die heutigen. Heute werden auf den globalisierten Märkten überwiegend Wettbewerbsbedingungen geschaffen, bei denen diejenigen Akteure Marktvorteile erhalten, die Mensch und Natur ausbeuten. Dagegen wirken sich Maßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung tendenziell nachteilig auf die Marktstellung von Unternehmen aus. Der Markt setzt also die falschen Signale. Die Verantwortung der Unternehmen: Unternehmen und ihre Interessenverbände entscheiden wesentlich mit über die sozialen, ökologischen und kulturellen Bedingungen bei der Fertigung und dem Vertrieb von Gütern und Dienstleistungen. Sie tragen Verantwortung für das unmittelbar und mittelbar verursachte oder veranlasste Handeln wie auch für das im Interesse ihrer Geschäftszwecke geduldete oder in Kauf genommene Handeln. Ihre Verantwortung erstreckt sich auf das eigene Unternehmen, seine Betriebsteile und Kooperationen, einschließlich vor- und nachgelagerter Wertschöpfungsstufen. Die Rolle der Verbraucherinnen und Verbraucher: Verbraucherinnen und Verbraucher tragen Mitverantwortung für nicht nachhaltige Wirtschaftsweisen – als Käufer, Nutzer und private Anleger. Oft tun sie dies unwissend, wenn sie sozial und ökologisch unverantwortlich hergestellte Produkte einkaufen, die unter dem guten Namen einer eingeführten Marke auftreten. Oft tun sie es ahnend, wenn sie Billigware kaufen, die so billig nur sein kann, weil sie nicht die Reproduktionskosten trägt. Oder sie tun es wissend, wenn sie etwa bei Unternehmen einkaufen, die für Verletzung des Arbeitsschutzes bekannt sind. Oder sie nehmen es in Kauf, wenn sie bei umstrittenen Produkten nicht die als unbedenklich anerkannten, etwa aus fairem Handel, kaufen, sondern solche, die mit großer Wahrscheinlichkeit unter Ausbeutung von Mensch und Natur entstanden sind. Dennoch suchen viele bereits in dem Rahmen, der ihnen überschaubar, glaubwürdig und überprüfbar erscheint, nach Alternativen. Sie wählen Produkte aus biologischer oder naturnaher Herstellung, kaufen Waren aus fairem Handel oder wählen regionale Hersteller, wo sie können. Oder sie nutzen Möglichkeiten, um die Belastungen, die vom Konsum auf Mensch und Natur ausgehen, zu reduzieren, indem sie etwa rücksichtvoller mit den Ge- und Verbrauchsgütern umgehen oder für langlebige Qualitätsprodukte optieren. Viele Menschen folgen damit bereits beim Konsum ihren Wertvorstellungen, sie wollen nicht alles unterstützen, wählen bereits, wo sie die Wahl haben und zeigen sich bereit, noch weitere Schritte zu tun, sofern sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten stehen. Weltweit belegen zahlreiche Untersuchungen, dass Verbraucher die Produkte solcher Unternehmen präferieren würden, die sozial und ökologisch verantwortlich handeln. Auf dem Weg zu breit wirksamen Verbrauchersanktionen stellt die mangelnde Transparenz vieler Unternehmen und Branchen jedoch ein erhebliches Hindernis für eine nachhaltige Entwicklung dar. Es liegen unterschiedlich aussagekräftige, zuverlässige und umfassende Informationen über die gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen von Unternehmensaktivitäten vor. Die Unternehmen schulden diese Informationen der Öffentlichkeit, da diese es ist, die im Schadensfall die sozialisierten Folgen privaten Handelns zu tragen hat. Der Schutz behaupteter Geschäftsgeheimnisse darf dabei weder ein unüberwindbares Dogma noch eine wohlfeile Ausrede sein. Für die Qualität der Informationen ist es wesentlich, dass die Angaben der Unternehmen überprüfbar sein müssen. Die Verantwortung der Politik: Ziel der Politik muss es sein, überprüfbare und verifizierte Informationen über soziales und ökologisches Unternehmensverhalten für jedermann leicht und kostenlos zugänglich zu machen. Es ist Aufgabe der Politik, Bedingungen herzustellen, um die gesellschaftliche Bewertung von Unternehmensinformationen zu ermöglichen und damit die Bedeutung anzuerkennen, die die Berücksichtigung von Unternehmensverantwortung durch Verbraucher hat. Damit soll das Ziel gefördert werden, die Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verantwortung und die konkrete unternehmerische Praxis im In- und Ausland zu verbessern. Mehr bei http://www.ethecon.de/ethecon.php?id=504&lang=de http://www.ingentaconnect.com/content/oekom/gaia/2009/00000018/00000002 http://bayreuth.oikos-international.org/projekte/oikos-thementreffen/bewusst-konsumieren.html Die wichtigsten Punkte nachhaltigen Konsums: - Wärmedämmung von Gebäuden, - Investitionen in Erneuerbare Energien, - hoch effiziente E-Autos, - CarSharing und - Bio-Lebensmittel. http://www.oekom.de/zeitschriften/politische-oekologie http://www.gemuese-ist-mein-fleisch.de/?p=440 http://www.metropolis-verlag.de/663/book.do Soziale Nachhaltigkeit von Produkten messbar ____________________________________________ Wie nachhaltig der gesamte Lebenszyklus eines Produktes auch in sozialer Hinsicht ist, kann in Zukunft durch einen neuen Leitfaden zur Sozialbilanz besser gezeigt werden. Erstellt wurde dieses Instrument von einer internationalen Expertengruppe, deren Koordination dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP sowie der Gesellschaft für Umwelttoxikologie und -chemie oblag. "Mit der Sozialbilanz kann die erstmals die soziale Nachhaltigkeit eines Produkts über dessen gesamte Lebensdauer beschrieben werden", berichtet Siddharth Prakash, Forscher am Öko-Institut. Neben der Rohstoffgewinnung und Herstellung könnten erstmals auch die Phasen des Transports, der Nutzung und Entsorgung berücksichtigt werden. Außerdem werden die sozialen Aspekte für mehrere Interessengruppen bilanziert. "Mitarbeiter der Betriebe, Lieferanten und Verbraucher werden ebenso wie lokale Gemeinden oder die Gesamtgesellschaft in die Analyse einbezogen", so Prakash. Mehr bei http://www.eco-institut.de/e9579/e42011/e42687/news42700/index_ger.html