Oktober 2008 Umweltbrief.org + Risiko Nanotechnologie + Nanotechnologie: Riskante Staubpartikel + Achtung: Nanotechnik in Kunststoffen, Food und Cosmetics! + Verbraucher fordern verantwortungsvolleren Umgang mit Nanotechnologie + Die Nano-Invasion - SECURVITA fordert Schutz der Verbraucher Nanomaterialien: Risiken und Nebenwirkungen ___________________________________________ Immer mehr Studien zeigen, dass künstlich hergestellte Nanopartikel und -objekte toxisch wirken können. Die Frage, ob Kohlenstoff-Nanoröhren tatsächlich so gefährlich sind wie Asbestfasern, hängt wie ein Damoklesschwert über der noch jungen Nanotechnik, die bereits als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts gefeiert wird. «Wir müssen mögliche negative Effekte mit derselben Anstrengung untersuchen, mit der wir neue Anwendungen entwickeln», lautet die zentrale Botschaft der Nanotox-Konferenz, die im September in Zürich stattfand. Handlungsbedarf besteht aber nicht allein aufgrund der erhöhten Belastung am Arbeitsplatz, sondern auch, weil sie von Dauer ist. Nanopartikel gelangen dabei über die Atemwege, Mund oder Haut in den Körper und können sich dort unter Umständen sogar anreichern. Wichtigstes Einfallstor sind die Atemwege: Über sie gelangen Nanopartikel nicht allein in die Lungen, sondern auch ins Blut und damit in so sensible Bereiche wie Lymphknoten, Milz, Herz, Leber, Nieren, Knochenmark oder sogar ins Gehirn. Mehr bei http://www.woz.ch/artikel/inhalt/2008/nr37/Wissen/16811.html http://www.woz.ch/dossier/nano.html Risiko Nanotechnologie ______________________ Nanopartikel besitzen ganz andere Eigenschaften als gröbere Materialien der gleichen Zusammensetzung. Diese Besonderheit verdanken sie ihrer Kleinheit - sie messen weniger als der achthundertste Teil einer Haaresbreite. Nanomaterialien öffnen ein weites Feld für neue Anwendungen - aber auch für neue Gefahren. Georg Karlaganis, Chef der Abteilung Stoffe, Boden, Biotechnologie im BAFU erklärt Chancen, Risiken und Wege zur Vorbeugung. Viele Anwendungen sind derzeit noch im Forschungs- und Entwicklungsstadium. In der Umwelttechnologie sind durchaus nützliche Anwendungen denkbar - etwa indem die Energieeffizienz verbessert wird. Es muss aber auch mit unerwünschten Nebenwirkungen gerechnet werden. Nehmen Sie als Beispiel das so genannte «Buckminster-Fulleren» oder C60. Es handelt sich um ein kugelförmiges Molekül, bei dem die Kohlenstoffatome wie auf der Oberfläche eines Fussballs angeordnet sind. Im Inneren dieser Hohlkugel lassen sich nun medizinische Wirkstoffe transportieren. Im Laborexperiment hat man aber auch beobachtet, dass C60 ins Gehirn von Fischen eindringt und dort Schäden verursachen kann. Ein anderes Beispiel sind Nanoröhrchen - feinste Fasern aus Kohlenstoff, die als Verstärkung beispielsweise in Tennisrackets eingearbeitet werden, weil sie sehr leicht und 100-mal fester sind als Stahl. Extrem feine Fasern mit ganz phantastischen Materialeigenschaften - das erinnert irgendwie an Asbest... Allgemein besteht das grösste Risiko in einer unkontrollierten Verbreitung von Nanopartikeln im ganzen Körper und zwar über die Blutbahn. Im gegenwärtigen Stadium müssen wir vor allem die Arbeitsplatzsicherheit im Auge behalten. Es wäre schon denkbar, dass Nanopartikel aus Farben, Lacken oder Waschmitteln in die Umwelt gelangen, wenn man solche Substanzen in grosser Menge verwendet. Wenn die Partikel gebunden sind oder grössere Aggregate bilden, besteht kein Problem. Wir wissen bei Kosmetika aber nicht, wie stark die Nanopartikel verklumpen. Die zweite Unbekannte ist die Aufnahme über die Haut. Wir wissen, dass Nanopartikel über die Lunge in den Körper eindringen können, und man hat auch gemerkt, dass die Riechorgane - wie bei einem Parfum - eine Rolle spielen und ein direkter Übertritt ins Gehirn möglich ist. Ob aber Nanopartikel aus Kosmetika die Haut durchdringen können, ist zurzeit nicht gesichert. Keine Behörde kann die weltweit rund 20 Millionen Stoffe kontrollieren oder auch nur schon die rund 100'000, die sich im Handel befinden. Die Hersteller sind darum zur Selbstkontrolle verpflichtet. Es gibt heute keine Deklarationspflicht für Nanomaterialien. Und es gibt kaum Geld für die Risikoforschung. Mehr bei http://www.bafu.admin.ch/dokumentation/fokus/00118 Nanotechnologie: Riskante Staubpartikel _______________________________________ Mehr als 300 Produkte der Nanotechnologie sind weltweit bereits im Handel. Als besorgniserregend erweist sich die Größe von Nanopartikeln. Die Teilchen sind noch kleiner als feinste Staubpartikel. Und Feinstäube sind berüchtigt dafür, dass sie tief in die Lunge eindringen und die Gesundheit schwer schädigen. "Man könnte Nanopartikel durchaus als eine neue Klasse von Feinstäuben bezeichnen", sagt Volkmar Richter vom Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme in Dresden. Allgemeines Charakteristikum der Nanoteilchen ist, dass sie physikalisch-chemische Eigenschaften annehmen, die völlig verschieden von jenen sind, die sie als Festkörper von größerer Dimension besitzen. Das macht sie für praktische Anwendungen so außerordentlich interessant und vielseitig, aber auch unberechenbar. "Wir müssen im Prinzip jeden einzelnen Nanowerkstoff auf seine speziellen Eigenschaften hin prüfen", sagt Harald Krug vom Forschungszentrum Karlsruhe. Von Bedeutung ist auch das Verhalten in der Umwelt. "Nanomaterialien, die als Schutzfilme auf Glas oder Fassaden aufgebracht sind, verschwinden irgendwann, aber wo bleiben sie?", fragt Inos-Projektleiter Richter und antwortet umgehend: "Sie gelangen in den Boden, in Oberflächengewässer und gar ins Grundwasser." Welche Wirkungen sie dort entfalten, ist unklar. Mehr bei http://www.morgenpost.de/content/2006/11/20/wissenschaft/866754.html Nanopartikel überwinden die Hirnschranke bei Ratten. Eingeatmete Nanopartikel stellen ein Gesundheitsrisiko dar. Achtung: Nanotechnik in Kunststoffen, Food und Cosmetics! _________________________________________________________ Der Chemieriese Bayer setzt auf die Nanotechnik. Auf der Kölner Messe "NanoSolutions" möchten die Töchter Bayer MaterialScience und Bayer Technology Services vor allem "die ungeahnten Möglichkeiten" der neuen Technologie herausstellen und für eigene Produkte werben. Im Mittelpunkt stehen Kohlenstoff-Nanoröhrchen mit der englischen Bezeichnung "Carbon Nanotubes" (CNT) beziehungsweise "Baytubes". Mit einem Umsatz von 10,7 Milliarden Euro im Jahr 2005 gehört die Bayer-Tochter Bayer MaterialScience AG den Angaben zufolge zu den weltweit größten Polymer-Unternehmen. Die neue Technologie soll nicht nur in Kunststoffen und in der Elektronikindustrie eingesetzt werden, sondern auch in den "Life Science"-Bereichen Pflanzenschutz, Pharma, Food und Cosmetics. BUND warnte vor Waschmaschine mit Nanopartikeln: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnte die Verbraucher unlängst vor dem Kauf der Waschmaschine "Silver Nano Health System". Der Umweltverband hatte Samsung und Media Markt dazu aufgefordert, das Produkt umgehend vom Markt zu nehmen. Die in der Maschine enthaltenen Silber-Nanopartikel seien noch nicht auf ihre Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit hin getestet worden. Tierversuche hätten jedoch ergeben, dass Silber in Nanogröße die Entwicklung von Nervenzellen störten und giftig auf Leber- und Geschlechtszellen wirken könne. Ungeachtet der Wissenslücken hätten Samsung und Media Markt die neue Waschmaschine als besonders gesundheitsfreundlich und für Allergiker und Schwangere geeignet beworben. Mehr bei http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=14828 Verbraucher fordern verantwortungsvolleren Umgang mit Nanotechnologie _____________________________________________________________________ Eine eindeutige Kennzeichnung von Nanotechnologien in Konsumgütern sowie die umgehende Festlegung von Standards in diesem Bereich sind Kernforderungen des ersten deutschen Verbrauchervotums zur Nanotechnologie. Hohe Anforderungen stellten die Bürgerinnen und Bürger besonders an den Umgang mit Nanotechnologie im Bereich Lebensmittel. Hier fordern sie eine Kennzeichnungspflicht "Nano" sowie ein Zulassungsverfahren für nanoskalige Stoffe in Lebensmitteln und Verpackungen. Das Votum wurde im Berliner Bundespresseamt Vertretern aus Politik und Verbraucherschutz übergeben, darunter Ulrike Höfken, Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Mehr bei http://www.ioew.de/home/downloaddateien/Verbrauchervotum.pdf Die Nano-Invasion - SECURVITA fordert Schutz der Verbraucher ____________________________________________________________ "Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Ihren Forschungsminister - aber beide haben zur Zeit noch keine Ahnung, welche Risikowelle durch die Invasion der Nanoteilchen auf die Verbraucher zukommt", warnt die SECURVITA Krankenkasse. Die Nano-Technologie verspricht eine Revolution bei Medikamenten und Lebensmitteln. Mit millionstel Millimeter kleinen Wirkstoffen erhält die Medizin völlig neue Möglichkeiten: Arzneimittel können sozusagen in winzige U-Boote verpackt werden, die im Körper nicht mehr auf die Blutbahn angewiesen sind. Die Medikamente dringen direkt in betroffene Körperzellen ein, etwa in Tumor-Gewebe. Neue Krebstherapien sind denkbar. Und Lebensmittel erhalten mit Nano-Partikeln ganz neue Eigenschaften. Die industrielle Produktion ist bereits in den Startlöchern. Allein in Deutschland hat die Nano-Forschung bereits 1,3 Milliarden Euro an öffentlichen Fördergeldern erhalten, teilte das Forschungsministerium auf Anfrage mit. Aber Mediziner und Wissenschaftler rätseln immer noch über die möglichen Folgen der neuen Technologie. "Der Verbraucherschutz wird sträflich vernachlässigt", kritisiert die bundesweite SECURVITA Krankenkasse in Hamburg. "Wir rufen Verbraucherzentralen, Umweltverbände und Krankenversicherungen dazu auf, sich mit der Nano-Technologie und ihren Folgen intensiv auseinanderzusetzen. Die Einführung einer Risiko-Technologie, der ein Marktvolumen von 100 Milliarden Euro vorhergesagt wird, erfordert einen klaren rechtlichen Rahmen und eine offene Akzeptanz- und Risiko-Debatte. Es darf keinen Goldrausch auf Kosten der Gesundheit geben!" Sicher ist nur, dass die Nano-Partikel eine eigene, explosive Dynamik entfalten können. Je winziger die Teilchen, desto aktiver und rätselhafter werden sie. Sie entfalten Eigenschaften, die die Stoffe in der "normalen" Welt nicht haben. Das beinhaltet aber auch die Gefahr, dass sie giftig für den menschlichen Organismus sein können, noch viel agressiver als die Partikel im Dieselruß und Feinstaub. Mehr bei http://www.securvita.de/presse-medien/mitteilungen/151106technologie.html