November 2009 Umweltbrief.org Laubbläser - ein Luftangriff mit Folgen _______________________________________ Immer öfter bekommt man sie zu hören und oft auch zu riechen: die herbstlichen Krachmaschinen, mehr und mehr scheinen sie zum Stolz eines Hausmeisters zu gehören. "Irgendein Depp", sagt Liedermacher Reinhard Mey, "ist immer mit Rasenmäher und Laubbläser zugange." Laubbläser sollen das lästige Laubkehren im Herbst vereinfachen und für eine Arbeitserleichterung bei der Gartenarbeit sorgen. Laub und Abfälle sollen auf diese Weise auf Haufen gebracht werden, d.h. in Wohngegenden wird mit Höllenlärm stundenlang Laub von Ecke A nach Ecke B geblasen. Die erzeugten Luftgeschwindigkeiten erreichen dabei bis zu 250 km/h (was manchem Hausmeister vielleicht ein Bisschen mehr Potenz verleihen mag). Doch es wird dabei zu viel Erde und Staub aufgewirbelt. Und der kann ein Übermass an Krankheitserregern enthalten (Schimmelpilze, Pflanzenpollen, vom (Hunde-)Kot stammende Parasiten, Viren und Bakterien)! Beim Abtransportieren von Laub werden auch automatisch Nährstoffe eliminiert, die wieder als Dünger zugegeben werden müssen. Und auf Beete, unter Bäume, Büsche und Hecken gehören Blätter sogar hin, sagt das Umweltbundesamt. Aus ihnen bildet sich Humus, dank dem der Boden Hitze, Kälte und Trockenheit bedeutend besser erträgt. Was wie ein schnöder Laubhaufen aussieht, ist tatsächlich ein Lebensraum für unzählige Tiere; hier finden Marienkäfer, Schmetterlingspuppen, Schnecken, Regenwürmer und viele andere Kleintiere Schutz und Nahrungsquellen, erklären Biologen. Nach Angaben der der EU-Kommission stehen Laubbläser in keiner adäquaten Relation zu einer möglicherweise zu erreichenden Arbeitserleichterung. Laubbläser werden meist mit Zwei- oder Viertaktmotoren angetrieben und stehen deswegen auch zu Recht in der öffentlichen Kritik - schon durch ihre hohen Emissionen und den enormen Lärm, den sie verursachen. Immerhin sind sie doch mit etwa 110 Dezibel fast so laut wie ein Presslufthammer! Für Laubbläser gibt es weder Lärmgrenzwerte noch eine Typenprüfung. Doch gemäss Lärmschutzverordnung dürfen bewegliche Geräte und Maschinen das Wohlbefinden der Bevölkerung nicht "erheblich stören"... Der Besen ist zwar langsamer, aber dafür leise und gründlich. Wie das Umweltamt Dortmund mitteilt, sind Besen und Kehrschaufel ökologisch durch nichts zu ersetzen. Jürgen Trittin wollte die Krachmacher, für die man locker 400 Euro verschwenden kann, eigentlich ganz abschaffen, konnte sich damit aber auf internationalem Parkett nicht durchsetzen. Sisiphusarbeit, zu laut und unnütz CO2-erzeugend: Einen Laubsauger würde vielleicht ja noch Sinn machen, aber ein Laubbläser stellt den Inbegriff der Sisiphusarbeit dar, denn nach 5 Minuten liegt bei etwas Wind das Laub wieder dort, wo es vorher weggeblasen wurde. Der Laubbläser ist also die dümmste und überflüssigste Erfindung seit der... [tja, was könnte noch dümmer sein? Falls Ihnen etwas einfällt, schreiben Sie uns.] Wer also seine Nachbarn gegen sich aufbringen will, der möge sich einen Laubbläser zulegen und damit seine Umwelt demonstrativ verachten, wie es "Gartennazis" (Reinhard Mey) nun mal tun. Der nächste Schritt wäre dann, den Schnee mit Flammenwerfern weg zu brennen... In einer sinnorientierten und bewusst lebenden Gesellschaft dürften solche Geräte jedenfalls keinen Platz haben. Mehr bei http://cms.pperse.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=6&idart=13 http://www.dortmund-ist-online.de/index.php?site=news&news_ID=2798 Die Aufrüstung der Konsumgesellschaft: Sägen, Scheren, Häcksler, Rasenmäher, Laubbläser, Hochdruckreiniger, Kehrmaschinen, Schwingschleifer, Bohrhammer, Gartenfräsen etc... Für jede erdenkliche Tätigkeit haben inzwischen viele ein eigenes privates Gerät, das mächtig Lärm verursacht. Und wenn sie schon die halbe Doppelgarage verstopfen, dann muss man sie schließlich auch benutzen, gern auch am Sonntag.