September 2010 Umweltbrief.org Die Konsumismusglocke _____________________ Die Konsumismusglocke hängt über dem ganzen Land. Konsum besteht in einer kapitalistischen Gesellschaft (bekanntlich?) nicht einfach darin, dass Menschen Güter und Dienstleistungen für ihre Zwecke und Notwendigkeiten verbrauchen. Zum Konsum gelangt eins über den Kauf von Ware und Dienstleistung, und es ist dieser Kauf, nicht die Befriedigung qua Konsum, der die Verwertung von investiertem Kapital krönt und die Warenwelt am Laufen hält. In einer entwickelten Arbeitsgesellschaft mit dem Lebensrhythmus von Geldverdienen und Geldausgeben muss daher im Schlepptau der Kapitalvermehrung auch der Konsum stets weiter wachsen. Beim Menschen setzt sich das um als Sucht. Und daher gibt es so wie den Morphinismus auch den Konsumismus. Die Sucht des Konsumismus ist ein tief gestaffeltes gesellschaftliches Konstrukt, das als Krankheit auch deshalb nur schwer erkennbar ist, weil es kaum Gesunde gibt. (Und wenn, dann gelten die ziemlich sicher als arm, faul, Loser, zumindest als schrullig.) „Wenn ich schlecht drauf bin, geh’ ich mir was kaufen“ (steht in keiner Zeitung). Aber anders als bei Alkohol, Heroin und dergleichen ist der Stoff sehr unspezifisch, den eins sich da reinzieht. Irgendwas eignet sich irgendwie bei irgendwem fast immer dazu, dass es flasht und eins für den Moment besser dasteht, vor allem besser als die Nachbarin, der Kollege, die Freundin oder sonst ein Konkurrent. Weil das Investieren, Arbeiten, Kaufen und Verbrauchen sonst schwerlich weitergehen kann, ist die in unseren Seelen endemische Unbefriedigtheit, Hektik und Gier so systemkonform wie unverzichtbar. Der Konsumismus wird jedoch nicht bloß von Krise und Erschöpfung der Verwertung und der menschlichen Unzulänglichkeit für diese metaphysische Herausforderung bedroht. Er hat nämlich schlicht nicht genug Platz auf unserer Welt. Auf dem Niveau der reichen Staaten brauchte er derzeit – auf alle Länder wunschgemäß verallgemeinert – vier bis sechs Planeten Erde, um zu bestehen. Die Gefahr ist groß, dass „Für uns reicht’s schon noch!“ die Losung des Gemetzels in der Katastrophe wird. Für eine menschenfreundliche Lösung braucht es einen tiefen Bruch. Mehr bei http://www.streifzuege.org/2010/die-konsumismusglocke Geplante Obsoleszenz: Kaufen für die Müllhalde ______________________________________________ "Geplante Obsoleszenz" heißt der Fachbegriff, der die bewusste Verkürzung der Lebensdauer von Produkten beschreibt. Hinter der Idee steckt die Industrie, die eine Marktsättigung verhindern möchte. Der Dokumentarfilm von Cosima Dannoritzer zeigt Beispiele aus den USA, Deutschland, Frankreich und Spanien und macht darauf aufmerksam, wer letztendlich die Leiden dieses Verbrechens zu tragen hat. 1924 beschlossen Leucht-Glühbirnen-Hersteller ein geheimes Kartell, das die Kaufkraft der Kunden sichern, aber der Umwelt schaden sollte. Zwei Jahre später betrug die Brenndauer einer Glühbirne nur noch 1000 anstelle von 2500 Stunden. Heute sind es noch viel weniger. Mehr bei http://www.dokumentarfilm.info/?option=com_content&id=393 Konsumaniac ___________ Bekleidung, Ernährung, Drogerieartikel, Bauen und Wohnen sind die Grundbausteine des alltäglichen Lebens. Wie an diesen Bereichen bewusste Konsumentscheidungen zur nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft beitragen können, erläutert das „Forum Umweltbildung“ in seinem neuen Edutainment-Spiel „Konsumaniac“. Eine Broschüre zum Spiel ist als didaktische Grundlage zur Unterstützung in Unterricht und Jugendarbeit (Altersgruppe 15–19 Jahre) verfügbar bei http://www.umweltbildung.at/cms/publikationen/Konsumaniac_internet++schlanke_Version.pdf