Mai 2005 Umweltbrief.org Konsum - aber mit Öko-Technik und Bio-Produkten! ________________________________________________ Von der Konsumkritik zur Verbraucherpolitik: Hauptangriffsziel der ökologischen Bewegung waren bisher die Produzenten, vor allem die großen Industrien, von A wie "Atomkonzerne" bis Z wie Zementfabriken. Das war ebenso naheliegend wie effektiv. Großunternehmen eignen sich wie niemand sonst als Zielscheibe ökologischer Kritik. Hier bündeln sich Ressourcenverbrauch und Emissionen, sie stehen im Mittelpunkt weltumspannender Transportketten, sie verkörpern den ökologischen und sozialen Raubbau in der "3.Welt": vom Kahlschlag der Regenwälder bis zu den Arbeitsbedingungen in den Erzgruben oder auf den Bananenplantagen des Südens, die für den unersättlichen Bedarf des reichen Nordens produzieren. Ihre Operationen sind gut zu beobachten und zu skandalisieren; Greenpeace hat daraus eine lange Zeit erfolgreiche Aktionsstrategie entwickelt. In den letzten Jahren ist die Kehrseite der Medaille stärker ins Blickfeld gerückt: die Konsumenten. Sie sind nicht bloße Opfer der Manipulation durch raffinierte Werbung und subtile Marketingstrategien, sondern selbst Akteure im Wirtschaftsleben, Getriebene und Antreiber der Produktionsmaschine zugleich. Die Kunden von McDonald's werden ja nicht mit der Peitsche in das Lokal getrieben, und niemand wird gezwungen, immer leistungsstärkere und schwerere Limousinen zu kaufen oder mit TUI in ferne Urlaubsländer zu fliegen, statt im Harz wandern zu gehen. Es ist nicht nur die Produktionsweise der hochindustrialisierten Gesellschaften, die im Konflikt mit der Ökologie steht. Auch der ihr entsprechende Konsumstil ist nicht nachhaltig. Der moderne Massenkonsum hat die ökologischen Grenzen auf breiter Front überschritten, und das Gesetz des "immer mehr und immer billiger" ist der mächtigste Antrieb für die Expansion des Industriesystems geworden. Es ist die Kombination aus Geiz und Gier, die den Ruin des Planeten beschleunigt. Die Ökobilanz der globalen Experten- und Managerklasse ist katastrophal, die Internationale der Umweltschützer eingeschlossen, die von einem "Meeting" und einer Konferenz zur nächsten jettet. Dass sich Konzerne wie Karstadt, der Otto-Versand oder Adidas freiwillige Umwelt- und Sozialstandards auferlegt haben, ist vor allem eine Maßnahme zum Schutz des Firmenwerts. Aufgeklärte Verbraucher kaufen gern mit gutem Gewissen. Positiv formuliert: "Öko sells!" Jedenfalls so lange eine gute Unternehmenspraxis nicht zu signifikant höheren Kosten und Preisen führt – denn wenn es um den Preis geht, ist auch die Toleranz umweltbewusster Konsumenten eng begrenzt, wie das Beispiel der ökologischen Landwirtschaft lehrt, die zunehmend unter Preisdruck gerät. So lange Strom aus Atommeilern oder Kohlekraftwerken konkurrenzlos billig gehalten wird, werden die falschen Signale für die Industrie wie für die privaten Haushalte gesetzt. Die Steuerbefreiung für Flugbenzin oder die Entfernungspauschale für Pendler, die den Flächenverbrauch fördert und zum Ausbluten der Städte beiträgt, sind weitere Beispiele für eine Fehlsteuerung der Nachfrage durch die öffentliche Hand. Als Ausweg aus diesem Dilemma ökologischer Politik, eine radikale Verringerung des Naturverbrauchs zu fordern, ohne der Bevölkerung Konsumverzicht zuzumuten, erscheint die Zauberformel "grünes Wachstum". Die ökologischen Probleme sollen nicht durch materielle Selbstbeschränkung, sondern durch eine neue technische Revolution gelöst werden: Wir kritisieren nicht mehr den Autowahn, sondern setzen kurzfristig auf effiziente Abgasfilter, mittelfristig auf das Drei-Liter-Auto und langfristig auf den Wasserstoffantrieb. Statt gegen die rapide Zunahme des Flugverkehrs zu opponieren, propagieren wir die Entwicklung schadstoffarmer Flugzeuge. Wachsende Wohnflächen pro Kopf? Unsere Antwort ist das Null-Emissions-Haus. Steigender Stromverbrauch? Mit Wind- und Sonnenenergie kein Problem. Kurz und gut: Statt wie ein Don Quichotte der Konsumkritik für eine Änderung des Lebensstils zu streiten, lautet unsere Botschaft: "Du darfst." Aber bitte mit Öko-Technik und Bio-Produkten. Mehr bei http://www.boell.de/index.html?http://www.boell.de/de/04_thema/3210.html Fair geht vor _____________ Im heiß umkämpften Lebensmittelhandel konnten im vergangenen Jahr Absätze mit TransFair-Produkten von 6.500 Tonnen erzielt werden. Dies bedeutet eine Steigerung um 33%. "Die Produzentenorganisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika erhielten durch den bewussten Einkauf der Verbraucherinnen und Verbraucher Fairtrade-Prämien von 1,2 Millionen Euro", sagte Norbert Dreßen, Vorstandsvorsitzender von TransFair. Damit können sie in soziale Projekte und die Umstellung auf ökologischen Anbau investieren. Stärkste Steigerung seit Beginn: Über die neun Produktgruppen hinweg wurde ein Umsatz von 57,5 Millionen Euro erzielt, ein Plus von 13% gegenüber dem Vorjahr. Qualität und Idee scheinen die Verbraucher zu überzeugen. Mehr bei http://www.transfair.org