November 2005 Umweltbrief.org Gentech: Wie weit fliegen Pollen? _________________________________ Seit Frühjahr dieses Jahres ist der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in der Europäischen Union für bestimmte Sorten erlaubt. Doch ist die Haftungsfrage noch immer ungelöst. Kann ein Bauer seinen Nachbarn, der zum Beispiel gentechnisch veränderten Raps anbaut, auf Schadenersatz verklagen, wenn die Reinheit seiner eigenen Pflanzen dadurch verletzt wird? Dazu müsste man zunächst wissen, wie weit die Pollen fliegen. Das Zentrum für Umweltforschung an der Universität Bremen hat nun ein Computermodell entwickelt, mit dem die Ausbreitung von transgenem Raps simuliert wird. Betrübliche Erkenntnis: Manipulierte Sorten breiten sich schleichend aus - und offenbar massiver als bislang angenommen. Die Vermischung beim Raps geht schnell, erklärt der Biologe Hauke Reuter vom Zentrum für Umweltforschung der Universität Bremen: "Das ist im Prinzip relativ einfach, weil der Pollen von Raps unter anderem über Wind verbreitet wird. Das heißt, über den Pollen können die Transgene andere Rapspflanzen, andere Rapspopulationen erreichen. Und der zweite Punkt ist natürlich, dass der Pollen auch über Insekten verbreitet wird." Außerdem sind Rapssamen langlebig - und können auch nach zehn Jahren noch austreiben. Nur noch ein Drittel der konventionellen Rapsäcker wäre auch nach zehn Jahren frei von gentechnisch veränderten Pflanzen. Mehr bei http://www.dradio.de/dlf/sendungen/umwelt/431420 Rumänien: Gentech-Soja-Anbau außer Kontrolle! _____________________________________________ Umweltschützer fürchten Verunreinigung von fast 100%. Der Anbau von genetisch verändertem Soja in Rumänien scheint völlig außer Kontrolle geraten zu sein. Die Umweltorganisation Greenpeace hat in zehn verschiedenen Regionen Sojapflanzen beim österreichischen Umweltbundesamt testen lassen. Sämtliche Proben waren positiv. Damit erhärtet sich der Verdacht, dass 90% der Sojapflanzen im südosteuropäischen Staat ohne Wissen der Behörden gentechnisch verändert sind. Es handelt sich dabei um die Roundup-Ready-Sojasorte vom Agro-Konzern Monsanto. Mehr bei http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=051010032 Greenpeace warnt vor verfaulendem Saatgut _________________________________________ Nach Darstellung der Umweltschutzorganisation Greenpeace hat das Europäische Patentamt in München einem Patentantrag zur Sterilisierung von Saatgut durch die so genannte "Terminator"-Technologie stattgegeben. Das Patent EP 775212 B vom 5. Oktober 2005 umfasse alle Pflanzen, die gentechnisch so manipuliert worden seien, dass ihre Samen nicht mehr keimen könnten. Offenbar wurde auch ein "Verfahren zur Herstellung eines nicht lebensfähigen Samens" angemeldet. Einmal geerntete und wieder ausgesäte Samen könnten nach diesem Verfahren keine neuen Pflanzen produzieren: "Sie verfaulen in der Erde", so Greenpeace. "Wird mit der 'Terminator'-Technologie zum Beispiel Soja, Weizen, Raps oder Baumwolle sterilisiert, sind die Landwirte gezwungen, Saatgut jedes Jahr neu zu kaufen", kritisiert die Organisation. Die Landwirte sollten sich darüber im Klaren sein, dass "weltweit die Firmen in den Startlöchern stehen, um die Kontrolle über ihr Saatgut durch Genmanipulation zu erlangen. Der natürliche Kreislauf der Saatgutgewinnung wird unterbrochen. Diese Technologie muss verboten werden, ebenso wie Patente auf Saatgut", fordert Christoph Then von Greenpeace. "Wir können nicht hinnehmen, dass Gentechnik-Konzerne die Kontrolle über die gesamte Kette der Nahrungsmittelproduktion - vom Saatgut bis zum Lebensmittel - übernehmen." Inhaber des Patentes sind die US-Firma Delta&Pine und die US-Regierung, vertreten durch das Landwirtschaftsministerium. Das Patent wurde in ähnlicher Form bereits in den USA und jüngst auch in Kanada erteilt. Angemeldet ist es zudem in Australien, Brasilien, China, Japan, der Türkei und Südafrika. Mehr bei http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=12127