Mai 2011 Umweltbrief.org Dezentrale Energiewende jetzt! ______________________________ Die Kritik an zentralistischer Energiepolitik nimmt zu. Eine zügige Energiewende sei mit den Konzernen alleine nicht zu machen, darin sind sich mittelständische Unternehmer sicher und einig – für den schnellen Umstieg braucht es dezentrale Projekte. Immer häufiger üben mittelständische Unternehmer offene Kritik: „Während wir dreistellige Milliardenbeträge an marode Banken zahlen können, diskutiert diese Regierung ernsthaft über die Wirtschaftlichkeit der Energiewende. Das wirtschaftliche Wohlergehen einiger weniger Milliardenkonzerne scheint der Regierung wichtiger zu sein, als das Überleben der Menschheit, die Erhaltung der Lebensqualität und das Wohl der eigenen Wähler. Der Umstieg auf eine erneuerbare, dezentrale Energieversorgung wäre ein nationales Beschäftigungsprogramm mit nachhaltiger Wirkung. Neben zigtausenden mittelständischen Arbeitsplätzen bringen regenerative Energien Wertschöpfung ohne Ressourcenverbrauch. Finanzexperten betonen dabei auch: „Im Gegensatz zu Großkonzernen sind die kleinen und mittleren Unternehmen in der Summe die besseren Steuerzahler.“ Die Regierung scheint dies zu ignorieren. So hat der „Energiekoordinator“ der CDU im Bundestag, Thomas Bareiß, kurz vor Ostern in einem Schreiben seine Ansicht bekräftigt, dass die Atomkraft notwendig sei, um den Einstieg in die Erneuerbaren Energien zu finanzieren. Vor einigen Monaten hatte er in der Financial Times Deutschland sogar geäußert, die „überzogenen Sicherheitsanforderungen an Atomkraftwerke“ wären eine „Gefährdung der Wirtschaftlichkeit“. Zu diesem Zeitpunkt lag dem Wirtschaftsministerium bereits eine Studie vor, nach der der Umstieg auf Erneuerbare Energien mit stabilen Strompreisen und volkswirtschaftlichem Gewinn vor sich gehen kann. Obwohl die Studie bereits im Juni 2010 vorlag, wurde sie monatelang vom Wirtschaftsministerium unter Verschluss gehalten, um den „Ausstieg aus dem Atomausstieg“, der auf Drängen der Atomlobby angeschoben worden war, nicht zu gefährden. [Siehe auch Das Märchen von den Atom-Stromimporten, "Stromautobahnen" und Strompreiserhöhungen] http://www.fr-online.de/-/1472780/8321436/-/ Bürgerrechtler kritisieren: „Wenn eine Regierung bereits weiß, dass man kostenneutral auf Erneuerbare Energien umsteigen kann und dies dem Volks vorenthält und so tut, als wäre der Energieumstieg nicht bezahlbar, erinnert das an die britisch-amerikanische Vorgehensweise bei der Rechtfertigung des Irak-Krieges.“ Eine solche Regierung hintergeht ihr Volk gezielt und hat damit ihre demokratische Legitimation verloren. Mit aller Macht will man an einer zentralistischen Energieversorgung festhalten. Das ist der Grund, warum man krampfhaft von der Atomkraft als Brückentechnologie spricht. Anstatt die Energieversorgung endlich zu dezentralisieren, will man so lange an der Atomkraft festhalten, bis es für die Energieriesen große Alternativlösungen gibt, mit der sie ihre Macht sichern können – das Desertec-Projekt und Offshore-Windparks sind die bekanntesten Beweise dafür. Dabei könnte Deutschland 65% seines Strombedarfs aus heimischer Onshore-Windenergie erzeugen. "Die großen vier Besatzungsmächte - EnBW, RWE, Vattenfall und E.on - müssen endlich begreifen, dass ihre Zeit abgelaufen ist", so der Journalist Franz Alt. http://www.sonnenseite.com/Interviews,,20,a18623.html Die Bundesregierung setzt bei der Energiewende vor allem auf Großprojekte der Energie-Monopolisten – und macht damit die Energiewende teurer und langsamer als notwendig. http://www.sonnenseite.com/Aktuelle+News,Kritik+an+zentralistischer+Energiepolitik+nimmt+zu,6,a18966.html http://www.eurosolar.de/de/?option=com_content&task=view&id=842&Itemid=233 http://www.umweltrat.de/DE/Publikationen/Sondergutachten/sondergutachten_node.html Der sofortige Ausstieg aus der Atomenergie ist möglich! Thorben Becker, BUND-Energieexperte: "Der Ausstieg aus der Atomenergie ist keine Zauberei. Erforderlich ist vor allem schnelles und entschlossenes Handeln. Wenn klar ist, dass die Atomkraftwerke endgültig abgeschaltet werden, wenn der Bau neuer Kohlekraftwerke verboten und die Energieerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen stärker gefördert wird, dann gibt es einen Neubauboom effizienter Gas-Kraftwerke. Und wenn die Bundesregierung noch zusätzlich milliardenschwere Programme auflegt, die zu einer deutlichen Beschleunigung der Energiewende führen, dann ist der Atomausstieg da. Die schwarz-gelbe Regierung hält nun Notsitzungen ab, um die deutsche Energiepolitik zu überdenken. Die Atom-Lobby übt offen Druck auf sie aus. Aber es gibt Hoffnung: eine große Bürgerbewegung schlägt ein Energie-Paket vor, das es Deutschland ermöglicht, seine Abhängigkeit von riskanten Technologien zu beenden und gleichzeitig seine Klimaverpflichtungen einzuhalten. Energieversorgung: Dezentral in die Zukunft ___________________________________________ Die Stromkonzerne wie auch einige linke und grüne BefürworterInnen erneuerbarer Energien setzen auf Grosskraftwerke und Höchstspannungsleitungen. Dabei wäre es viel effizienter, wenn jedes Haus eine eigene Anlage hätte, um sich selbst versorgen zu können. Die weltweiten Blackouterfahrungen großer Stromversorgungsgebiete zeigen eindrücklich, wie empfindlich große zusammenhängende Netze in kritischen Situationen auf menschliches Versagen reagieren. Gleiches gilt bei Grosskraftwerken, wie zurzeit in Japan in aller Deutlichkeit zu beobachten ist. Klumpenrisiken durch Großanlagen wurden in der Kraftwerk- und Netzausbaudiskussion bisher viel zu wenig beachtet. Bei der Energieumwandlung gehen heute 60% als ungenutzte Abwärme verloren. Die nicht nutzbare Abwärme der fünf AKWs entspricht heute der gesamten Heizenergie aller schweizerischen Wohnbauten. Es ist höchste Zeit, die Möglichkeiten zur dezentralen Stromproduktion, vor allem Sonnenstrom und Wärmekraftkopplung, ernst zu nehmen und in Systemen zu denken. Dabei muss auch die Mobilität einbezogen werden. Dann ist der Atomausstieg möglich, und zwar gleichzeitig mit Klimaschutz, das heißt einer starken Reduktion von CO2-Emissionen. Mehr bei http://www.woz.ch/artikel/inhalt/2011/nr15/Schweiz/20613.html http://www.heise.de/tp/blogs/2/149601