Umweltbrief.org Wasser wird kostbarer als Gold ______________________________ Noch leiden wir in Mitteleuropa nicht an Durst – noch nicht! In Afrika sind zurzeit 15 Millionen Menschen auf der Flucht nach der nächsten Wasserstelle. Weltweit haben 1,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Über 3 Milliarden könnten es bis zur Mitte des Jahrhunderts werden, schätzen die Vereinten Nationen. „Wasser wird kostbarer als Gold“ ist eine UNO-Studie über die Zukunft des Wassers überschrieben. In 40 Jahren leben 10 Milliarden Menschen. Die Welt steht vor einem historisch nie gekannten Wasserdefizit. Die globale Erderwärmung verändert auch global die Wasserkreisläufe. In Australien hat es in den letzten 6 Jahren praktisch nicht mehr geregnet. Eine ähnliche Phase erlebte Südspanien in den Neunzigern des letzten Jahrhunderts – und Schwarzafrika seit Jahrzehnten. Unsere Kläranlagen arbeiten zwar recht gut, aber sie sind bedauerlicherweise bis zum heutigen Tag nicht in der Lage, Herbizide, Pestizide, Fungizide, Medikamente und diverse andere chemische Stoffe heraus zu filtern, für die es noch nicht einmal „Grenzwerte“ gibt! So kommt es, dass sich Medikamente wie Psychopharmaka, Immunsuppressiva, Zythostatika, Antiphlogistika, Antiepilektikum, Betablocker, Lipidsenker, Analgetika und Antibiotika – um nur einige zu nennen – in unserem Wasser befinden! Die Mittel können über die oberirdischen Gewässer versickern und in das Grundwasser gelangen. Damit kann eine Gefährdung des Trinkwassers gegeben sein. Es kann nicht sein, dass Firmen wie COCA-COLA, NESTLÉ und andere die noch unbelastenden Wasservorräte, Quellen dieser Erde aufkaufen und teuer als Mineralwasser an die Bevölkerung verkaufen, weil das Leitungswasser bald nicht mehr trinkbar ist! Im Übrigen ist auch das Quellwasser von der Vergiftung mit chemischen Stoffen betroffen. Der Wasserverbrauch hat sich in den letzten 50 Jahren weltweit verdreifacht und steigt zurzeit doppelt so schnell wie die Weltbevölkerung. Ohne nachhaltigen Umgang mit dem Wasser sind Wasserkriege, Wasserkatastrophen und Massensterben von Menschen, Tieren und Pflanzen programmiert. Zur Herstellung unseres täglichen Lebensmittelbedarfs werden mindestens 2.000 Liter Wasser – 500 mal so viel – benötigt. Künftige Kriege um Wasser werden auch an Weizenbörsen stattfinden. Wir brauchen ein neues Wasserbewusstsein von unten und eine neue Wasserpolitik von oben. Wo Konzerne und Politik zu wenig tun, müssen die Bürger/innen handeln. * Die Industrie muss vermehrt an nachhaltigen Arzneimittelwirkstoffen arbeiten, bei der auf die Abbaubarkeit in der Kläranlage geachtet wird. * Es gibt Spezialfiltersysteme, die auch in Kläranlagen eingesetzt werden können und müssen. Sie bestehen aus einem Spaltfilter, einem Ultrafilter und einem Nanofilter. Durch eine Umkehrosmose können auch Hormone durch ein elektrolytisches Verfahren heraus gelöst werden. Das ewige Argument, das alles sei zu teuer, darf nicht mehr akzeptiert werden. Es geht hier um die Gesundheit jedes Einzelnen. Dabei ist auch jeder Bürgermeister sowie die gesamte Politik gefordert! * Es gibt leider nur sehr wenige Konzerne und auch Kleinfirmen, die genügend Selbstverantwortung tragen. Also müssen strengere Gesetze erlassen werden. * Die Industrie muss sich finanziell bei Projekten für die Wiederherstellung der Sauberkeit des Wassers beteiligen und dazu ebenfalls gesetzlich verpflichtet werden. * Die Bevölkerung ist aufgerufen, ihre Medikamentenreste n i c h t in die Toilette zu werfen, sondern in der Apotheke abzugeben. Dort werden sie zur Vernichtung weitergegeben. * Und schließlich muss die gesamte Bevölkerung über diese Probleme unterrichtet werden. Denn den meisten Menschen ist es beispielsweise nicht bewusst, dass die Kläranlage die Mittel zur Unkrautbekämpfung im Rasen nicht abbauen kann. Die Gießkanne wird ausgespült und das Abwasser in die Kanalisation gegeben. Dieses fließt unbehandelt durch die Anlage und belastet unsere Gewässer. Der Fünf-Punkte-Plan des WWF: * Süßwasser-Ökosysteme und ihre Einzugsgebiete, besonders in Gebirgen, besser schützen und den Wasserhaushalt schonender bewirtschaften. * Finanzierung der Renaturierung wichtiger Süßwasser-Ökosysteme. * Staudämme stilllegen, die ihre Funktion aus wirtschaftlicher, sozialer oder ökologischer Sicht nicht erfüllen. * Verpflichtung zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung der weltweiten Wasservorräte. * Entwicklung von internationalen Richtlinien für die Privatisierung der Wasserwirtschaft, die für diesen wachsenden Wirtschaftssektor z.Zt. kaum existieren. Mehr bei http://www.youtube.com/watch?v=CVqGOnm4A78 http://www.youtube.com/watch?v=dLaVwYjfejw http://www.woz.ch/artikel/inhalt/2011/nr14/Thema/20576.html November 2003 Wasser wird bald wie Öl gehandelt _________________________________ Nestle Waters, die Mineralwasser-Sparte des Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé S.A., setzt ihre Einkaufstour fort. Nach eigenen Angaben hat sie nun das Mineralwasser-Unternehmen Clear Water übernommen, in Russland Marktführer in Sachen Wasserdirektbelieferung. Clear Water wurde 1993 gegründet und beliefert 40 000 Kunden in Moskau und St. Petersburg. Laut Nestle ereichte es zuletzt einen Umsatz von etwa 15 Millionen Euro. Der Konzern sieht im Bereich Mineralwasser-Lieferdienste große Wachstumsmöglichkeiten und baut dieses Geschäft in Europa systematisch aus. Mit 140 Millionen Einwohnern ist Russland das bevölkerungsreichste Land des Kontinents. Im Juli 2002 hatte Nestle in Russland die Saint Springs-Gruppe gekauft. Vor zwei Wochen erwarb Nestle für 560 Millionen Euro den Mineralwasser-Produzenten Powwow. Analysten zufolge zählt diese Tochter des Hongkonger Mischkonzerns Hutchinson Whampoa zu den führenden westeuropäischen Unternehmen in der Wasserdirektbelieferung. http://www.ecoreporter.de/index.php?action=_n6044 >>> Mit einem Umsatz von fünf Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2001 ist Nestlé Waters in der Mineralwasser-Branche Weltmarktführer. Ihr gehören bekannte Marken wie Perrier, San Pellegrino oder Vittel. Die Kriege des 21. Jahrhunderts werden also nicht mehr ums Öl, sondern ums Wasser geführt werden. Buchtipps zum Thema: ____________________ Maude Barlow/Tony Clarke: Blue Gold, The New Press, New York 2002. 32,47 Euro Jeffrey Rothfeder: Every Drop for Sale, Parcher/Putnam, New York 2001. 25,15 Euro Diane Raines Ward: Water Wars, Riverhead Books, New York 2002. 25,15 Euro