Mai 2010 Umweltbrief.org Plastiksuppe im Atlantik ________________________ Nun ist es auch im Atlantik so weit: Zahnbürsten, Flaschendeckel, Feuerzeuge, ein gigantischer Müllstrudel aus Plastikresten treibt im Meer - mit unabsehbaren Folgen für Natur und Mensch. Erst seit etwa 60 Jahren produzieren wir Menschen Plastik - und schon treibt eine unvorstellbare Müllmenge in den Weltmeeren umher. Kunststoffe, die hunderte Jahre überdauern können, obwohl sie als Wegwerfprodukte hergestellt werden, bilden allein im Pazifik einen gigantischen Müllstrudel von der Grösse Mitteleuropas, in dem 2008 geschätzte 100 Millionen Tonnen Plastik dümpelten: «The Great Pacific Garbage Patch». Und die Plastiksuppe schwappt nicht nur im Pazifik: Meeresforscher warnen vor einem zweiten gewaltigen Müllstrudel, diesmal im Atlantik. In der Sargassosee im westlichen Atlantik erstreckt sich ein Müllteppich von mehreren tausend Quadratkilometern, der zum Teil aus konfettiartigen Plastikresten besteht. Gemäss einer Studie des Umweltprogramms der UNO (UNEP) enthält heute jeder Quadratkilometer Meeresfläche bis zu 18.000 Plastikteile. Im «Great Pacific Garbage Patch» sollen es gar eine Million Teilchen pro Quadratkilometer sein. Die Partikel enthalten zum einen selber giftige chemische Stoffe wie PCB, BPA oder Phthalate und binden zum andern weitere Toxine aus dem Meerwasser an sich. Über die Nahrungskette akkumulieren sie sich und gefährden an deren Ende letztlich den Menschen. Das Problem kann letzten Endes nur dadurch realistisch angegangen werden, dass der Strom von immer neuem Plastikmüll, der sich vor allem über Flüsse (geschätzte 80 Prozent) und zu etwa einem Fünftel über die Kehrichtentsorgung der Schiffahrt in die Weltmeere ergießt, entschieden ausgetrocknet wird. Dies jedoch dürfte wohl nur möglich sein, wenn wir uns zunehmend dem ungesunden Widerspruch unserer Wegwerfkultur bewusst werden, der darin liegt, biologisch nicht abbaubare Materialien für Wegwerfprodukte zu verwenden. Mehr bei http://www.20min.ch/wissen/news/story/Plastiksuppe-im-Atlantik-21258819 Künstliche Insel aus Plastikabfall in Planung _____________________________________________ Architektur-Projekt Recycled Island will Ozean von Müll befreien. Die gewaltigen Massen an Plastikabfällen, die in den Ozeanen schwimmen, könnten alsbald verschwinden - zumindest im großen Pazifischen Garbage Patch, dem schwimmenden Müllstrudel zwischen Hawaii und der US-Westküste. Das holländische Architektenteam WHIM unter der Leitung von Ramon Knoester will direkt am Müllstrudel die Recycled Island - eine riesige schwimmende Insel aus Abfall - errichten. Vorstellbar ist eine Inselfläche von rund 10.000 Quadratkilometer. Ein Teil der Insel wird in Europa oder in den USA vorgefertigt. Auf Recycled Island werden Menschen leben können, denn die Insel wird auch mit einem urbanen Siedlungsgebiet konzipiert. Knoesters kann sich vorstellen, dass Menschen die ihren Wohnort aufgrund der Klimaerwärmung verloren haben, auf Recycled Island ein neues Zuhause finden. Da Recycled Island als schwimmende Insel errichtet wird, ändert sich ihre Position mit den Meeresströmungen. "Die Insel wird als komplett nachhaltiges - von der Außenwelt nahezu unabhängiges - System konzipiert. Energie und Nahrungsmittel werden auf Recycled Island selbst produziert." Mehr bei http://www.pressetext.de/news/100710003/kuenstliche-insel-aus-plastikabfall-in-planung http://www.recycledisland.com Die Ökologie von Kreuzfahrtschiffen ___________________________________ Der Kreuzfahrttourismus ist für die Umwelt unter verschiedenen Aspekten problematisch. Dazu gehören die Abwässer (sowohl Schmutzwasser, 32 Liter pro Person pro Tag, als auch Grauwasser, 350 Liter pro Person pro Tag), feste Abfallstoffe (2,5-3 kg pro Person pro Tag), Klärschlamm und, öliges Bilgenwasser (jeweils 28.000 Liter pro Schiff pro Tag) sowie die Emissionen, die die Motoren in die Luft blasen (entsprechen 350.000 Autos). Dazu kommen noch die Abgase der Müll­verbrennungsanlagen. Jede dieser Arten von Abfall hat negative Folgen für die Umwelt. Als "Kleinstädte" verursachen Kreuzfahrtschiffe riesige Mengen an Schadstoffen und ein großer Teil davon wird im Ozean entsorgt oder in die Luft geblasen. Allein was die festen Abfallstoffe (auch Plastik) angeht, sind Kreuzfahrtschiffe für 24% der Gesamtmenge der Hochseeschifffahrt verantwortlich. Im Gegensatz zu den Kreuzfahrern produzieren Strandurlauber unter Umständen die gleiche Menge an Abfällen, doch können diese Abfälle besser entsorgt werden. Die Abfallentsorgung an Land ist fortschrittlicher, feste Abfallstoffe werden mit größerer Wahrscheinlichkeit recycelt oder ordentlich verbrannt. Anders als an Land, wo die Müllverbrennung durch Gesetze vor Ort geregelt ist, sind die Müllverbrennungsanlagen auf Kreuzfahrtschiffen nicht reguliert. Mehr bei http://www.tourism-watch.de/node/1420