Juni 2002 Umweltbrief.org Die Geschäfte der WestLB ________________________ Illegale Verhaftungen, Tote und Umweltverstöße beim Bau der neuen Pipeline in Ecuador "Solange die OCP-Pipeline gebaut werden soll, bleiben wir hier", sagen die Dorfbewohner von Mindo. Drei Monate wohnten sieben Dorfbewohner auf den Bäumen, um diese vor der drohenden Rohdung zu bewahren. Sie kämpfen für die Rettung ihres weltweit einzigartzigen Naturschutzreservats in Ecuador. Ihre Gegner: das OCP-Konsortium, ein Zusammenschluss aus sechs multinationalen Ölfirmen, und die Düsseldorfer WestLB, denn die "machen den Weg frei". Die Konzerne wollen mit einem 1,2 Milliarden Euro-Kredit der WestLB eine 500 km lange Pipeline mitten durch den Regenwald bauen - vom Amazonasgebiet quer durch die Anden bis an die Pazifikküste Ecuadors. Dazu müssen die Grate der Berge teilweise abgetragen werden, was weite Teile des Regenwaldes zerstören wird. Ohne die schützende Vegetation werden allerdings ganze Berghänge ins Rutschen geraten - und mit ihnen die Pipeline. Darüber hinaus ist das Gebiet hochgradig erdbebengefährdet. Ein 5000 Meter hoher Vulkan brach dort zuletzt im Herbst 1999 aus und die Behörden haben bis heute keine Entwarnung gegeben! Doch Leckagen sind an der Tagesordnung; Hastig versuchen dann Bagger, die großflächigen Ölseen abzudecken. Dazu werden illegal geschlagene Bäume auf die Ölseen geschoben und mit Erde abgedeckt. Das Öl sickert in den Waldboden und verseucht ganze Landstriche. Rund 800 Bohrlöcher verschmutzen die Flüsse und Seen entlang der ersten Pipeline, die vor 30 Jahren gebaut wurde, sagte Bischof Juan Lopez in Bonn. Mit dem Bau der zweiten Pipeline würde die Bevölkerung noch weiter in die Armut getrieben. Er sprach auch von einer "aggressiven Kolonialisierung" des Landes durch die Ölgesellschaften, die in Ecuador nur Zerstörung, Verelendung und weitere Verschuldung gebracht hätten. Verbesserungen der Infrastruktur, des Trinkwassers, Gesundheitssystems etc. seien dagegen ausgeblieben. Ende März rückten 60 Polizisten einer Spezialeinheit an und verhafteten mal eben 17 Umweltschützer, darunter drei deutsche Frauen, die sich mit ausdrücklicher Genehmigung des Besitzers auf dessen Grundstück befanden und gewaltfrei demonstriert hatten. Eine Woche lang wurden sie willkürlich unter erbärmlichen Bedingungen ins Gefängnis gesperrt. Dabei hatte eine Behörde im Februar den Bau vorläufig gestoppt, weil die OCP gegen Umweltauflagen verstoßen hatte. Nach Verhandlungen einer grünen Abgeordneten aus Nordrhein-Westfalen, Ute Koczy, läßt der Bürgermeister von Quito die Gefangenen frei und erklärt, dass ihre Festnahme illegal gewesen sei. Die deutsche Organisation "Rettet den Regenwald" machte daraufhin die öffentlich-rechtliche WestLB und NRW-Ministerpräsident Clement für die illegale Inhaftierung verantwortlich. "In Ecuador finanziert die WestLB offenbar mafiöse Geschäftspartner" erklärt der Vorsitzende Reinhard Behrend. "Das Land als größter Anteilseigner der Bank schaut weg, obwohl wir Herrn Clement mehrfach öffentlich davor gewarnt haben, dass das Pipeline-Projekt von Korruption und wiederholten Gesetzesverstößen begleitet wird." Die WestLB hat sich nur stets darauf berufen, dass die OCP die Umweltstandards der Weltbank verlässlich umsetzen würde. Und die "Weltbank" wiederum gehört zu 51% dem US-Bundesschatzamt! Die Amis wollen das Öl und deshalb haben wir also wieder einmal "best democracy money can buy" (siehe umweltbrief-Mai-Ausgabe). Inzwischen haben die Proteste gegen Ölförderung und Regenwaldzerstörung in Ecuador schon einige Todesopfer gefordert; sie sind im Tränengas erstickt. Streiks und Ausnahmezustand sind die Folge. Wir kaufen das Sperrgrundstück Mit dem Kauf eines 500 Hektar großen Sperrgrundstücks wollen die Bewohner von Mindo ("Accion por la Vida") nun den Bau der Ölpipeline an dieser Stelle blockieren, die mitten durch das Grundstück verlaufen soll. Vielleicht sind das die letzten Helden unserer Zivilisation. 34.000 Euro haben Umweltorganisationen schon gesammelt. Doch innerhalb von sieben Monaten werden zur Zahlung der gesamten Kaufsumme noch weitere 101.000 Euro dringend benötigt. Wir sind fast alle in der Lage, beispielsweise 50 Euro dafür zu spenden, um den kolonialistischen Wahnsinn und die schleichende Klima-Katastrophe zu verhindern. umweltbrief.de spendet an: Rettet den Regenwald e.V. Stichwort "Mindo" SPARDA-Bank Hamburg BLZ: 206 905 00 Kto.-Nr. 600 463 Als SpenderIn erhalten Sie auf Wunsch eine symbolische Regenwald-Urkunde. Weitere Infos: www.regenwald.org Deutsche Banken, deutsches Geld... __________________________________ Die Deutsche Bank versündigt sich auf Sumatra; sie macht sich über ihre Kreditvergabe schuldig an der Vernichtung der letzten Urwälder auf der indonesischen Insel, indem sie Asian Pulp and Paper mit millionenschweren Finanzspritzen stützt. Diesem Konzern werden u.a. illegaler Holzeinschlag in großem Stil, schlimme Umweltverwüstungen und schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Doch es gibt Pläne für eine weitere Expansion, z.B. für eine neue, 1,2 Milliarden US-Dollar teure Papierfabrik mit einer Jahreskapazität von 600.000 Tonnen auf Borneo. Das Kapital stammt wiederum aus den USA, Deutschland, Finnland, Japan, Schweden und Holland; also den Ländern, die ohnehin das meiste CO2 produzieren. Obwohl wissenschaftliche Studien nachgewiesen haben, dass durch die explosionsartige Ausbreitung der Papier- und Palmölindustrie die Regenwälder auf Sumatra in fünf Jahren fast vollständig verschwunden sein werden, deckt die Kapitalmehrheit im Aufsichtsrat der Deutschen Bank die Kreditvergabepraxis des Vorstandes. Ihren diesbezüglichen Protest können Sie richten an: Deutsche Bank Leitung Presseabteilung Herrn Dierk Hartwig Frankfurt/Main Fax: 069 - 91 03 34 22 Nutzen Sie auch Planethelp: Kaufen Sie etwa bei Amazon, Hertz oder Lets buy it ein, überweisen diese Firmen Provisionen von bis zu 15 % des Warenwertes an Planethelp.de. Mindestens 51 % davon wird an Hilfsorganisationen weitergeleitet. Ziel ist es, den Prozentsatz auf 90 % zu steigern. Das hängt davon ab, wie schnell Planethelp.de kostendeckend funktioniert. Mehr bei www.planethelp.de Das Krombacher Regenwald Projekt von WWF ________________________________________ Der WWF setzt sich für den Erhalt der Regenwälder des Kongobeckens ein. Helfen Sie mit bei http://www.wwf.de/regionen/welt/dzangasangha/k-projekt/index.html Es gibt aber auch positive Nachrichten: Der US-Ölkonzern Occidental Petroleum steigt aus einem umstrittenen Ölprojekt in Kolumbien aus, das den traditionellen Lebensraum der Ureinwohner bedroht hätte. Diese hatte fast zehn Jahre lang mit einer friedlichen Kampagne gegen das Ölprojekt protestiert und weltweit aufsehen erregt. Die größten Diamantenproduzenten und -Konsumenten haben eine Vereinbarung geschlossen, mit der der Handel sog. "Blutdiamanten" unterbunden werden soll, mit denen Kriege in Afrika finanziert werden. Die Diamantensuche hatte auch zur Zerstörung von Regenwäldern und zur verstärkten Jagd auf geschützte Wildtiere geführt. Der neu gewählte Präsident von Costa Rica, Dr. Abel Pacheco de la Espriella, hat in einer historischen Rede erklärt, sein Land werde ab sofort keine Ölförderung und keine Ausbeutung von Bodenschätzen im Tagebau mehr zulassen. "Wir werden uns behaupten, ohne unsere Natur zu zerstören", sagte der Präsident. "Bevor wir eine Öl-Enklave werden, bevor wir ein Land voller Bergbauschäden werden, werde ich Costa Rica mit nachhaltigen Schritten in eine ökologische Macht verwandeln. Das wirkliche Öl und das wirkliche Gold der Zukunft sind Wasser und saubere Luft. Bevor wir Frieden mit uns und allen Nationen schließen, sollten wir Frieden mit der Natur schließen." Spruch des Monats: __________________ Für den augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht. Werner von Siemens